Letzte Änderung dieser Seite: 11.1.2005: Detailveränderungen
ab 1959 eingefügt. T59-Problematik ergänzt.
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Gothawagen
.de
- T57/B57
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Ein typischer
Gotha T57: Tw 109 aus Jena, 1958 in Görlitz
unter der Nummer 4'' in Betrieb genommen. Abgesehen
von neuen Türgriffen und Leuchten an der Stirnwand
und Verlust der Zierleisten und Widerstands-Abdeckbleche hat
der Wagen seit der Auslieferung wenig äußerliche
Änderungen erfahren.
Die Aufnahme entstand 1998
an der Endstelle Jena Ost. |
Der Triebwagen Typ T57 mit
Beiwagen B57 war die zunächst endgültige Version
des zukünftigen Einheits-Straßenbahnwagens der
DDR. Gegenüber den fünf Wagen vom Typ Gotha 55 (ET55)
und dem Prototyp waren noch sichtbare Veränderungen festzustellen.
Der Wagenkasten besteht aus einem
geschweißten Stahlgerippe mit aufgeschweißter
bzw. aufgeschraubter Verblechung und Abdeckleisten an
den Stoßkanten. Unterhalb der Fenster finden sich zwei Alu-Zierleisten,
von denen die untere an der Stirnfront der Triebwagen eine
Spitze nach unten bildet. Zwei weitere kleine Zierleisten sind jeweils
rechts und links neben dem Zielfilmkasten.
In der Formgestaltung lehnt
sich der Wagen sehr stark an den Ende der 1930er Jahre
geplanten Einheitsstraßenbahnwagen an. Der Wagenkasten
mit den drei breiten Fenstern und Doppelschiebetüren
hatte man damals schon so geplant. Die leicht gerundete und
geneigte Stirnfront hatte es in ähnlicher Form schon bei
den Erfurter Wagen 82 - 117 und den Beiwagen 245 - 256 der
Baujahre 1936 bis 1944 gegeben. Neu sind die leicht herumgezogenen
Eckfenster der dreigeteilten Stirnfront, die diesen
und allen folgenden Fahrzeugen aus DDR-Produktion ihr charakteristisches
und gefälliges Gesicht geben. Von den Seitenfenstern sind
die zwei äußeren als Ausstellfenster, das mittlere als
Klappfenster vorgesehen.
Das Tonnendach ist in Gemischtbauweise
erstellt, das heißt im Mittelteil unter den Widerständen
findet sich ein leinenbespanntes Holzdach, an den Seiten
und über dem Plattformen ein Blechdach.
Das Fahrgestell mit 3,2 m Achsstand
nimmt zwei Motoren Typ EM 60/600 mit je 60 kW Leistung
auf. Die zwei Schienenbremsen sind außermittig angebracht.
Die Betätigung der Handbremse erfolgt über einen
senkrechten Ratschenhebel anstelle der üblicheren Kurbel.
Das Fahrgestell der Beiwagen war achshalterlos mit sogenannten Schwebachsen
ausgeführt.
Die Fahrerplätze sind
mit einer Kabine abgetrennt, die etwas in die Plattform
hineinragt. Der Fahrschalter vom Typ StNFB 1 mit 18 Fahr-
und 13 Bremsstufen wird klassisch über eine Fahrkurbel bedient.
Für das Fahrpersonal ist ein höhenverstellbaren Fahrersitz
vorhanden. Im Innenraum finden 22 Fahrgäste auf mit
grünem Kunstleder bezogenen Schaumgummisitzen in Abteilanordnung
Platz. Zwischen Plattform und Fahrgastraum ist keine Trennwand,
Beiderseits des Mittelgangs ein Raumteiler, bis zur Höhe der
Fensterbrüstung aus Holz, darüber aus Plexiglas mit drei
dünnen Metallstreben als Abweiser. Der Fahrgastraum ist stufenlos
und steigt von den Plattformen zum eigentlichen Fahrgastraum
leicht an. Sichtbare Holzteile sind mahagonifarbig gebeizt.
Ein rotierender Umformer in Kombination
mit einer Nickel-Cadmium-Batterie versorgt eine Reihe
von 24V-Kleinspannungsverbrauchern, so die elektrisch schließenden
Türen, die Außen-, Tür-, Trittstufen-
und Notbeleuchtung, den Scheibenwischer, die Haltestellenansage,
die Heizscheibe für den Fahrer und die Rasselglocke.
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Die Einrichtungsversion
des T57, eigentlich eine Sonderbauart für Erfurt und Halle,
hatte den Kurbelfahrschalter und die Ausstellfenster des T57,
aber Reihenbestuhlung und besonders große Fenster an den
Plattformen. Man beachte den in Relation zum T57 in ZR-Ausführung
(oben) schmaleren Fenstersteg zwischen Plattformfenster und Fahrgastraumfenster.
Ursprünglich war dieser noch schmaler, wie beim Beiwagen zu sehen.
Dies wurde bei den grundinstandgesetzten Wagen aber geändert. Die
Fensterbreite war nun den Seitenfenstern angeglichen.
Frankfurt/Oder Tw 59 (ex Erfurt 125) mit Beiwagen 122 (ex
Gera 268) auf der damaligen Abstellanlage Neuberesinchen, Juli
1993.
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Neben der Standardversion als
Zweirichtungswagen gab es Sonderbauformen als Einrichter.
Diese Triebwagen für Erfurt und Halle hatten an der linken
Seite anstelle der Türen und der breiten Fensterstege mit
den Türtaschen eine großes feststehendes Seitenfenster
und einen schmalen Fenstersteg. Auch waren hier die Sitze in
Reihenanordnung, bei den Triebwagen für Halle auf der linken
Seite doppelreihig, bei den Erfurter Triebwagen beidseitig des
Mittelgangs nur einreihig. Leipzig hatte Einrichtungs-Beiwagen,
bei denen anstelle von Türen auf der einen Seite feststehende
Fenster eingebaut waren. Ansonsten entsprachen die Wagen den ZR-B57.
Auch bei den übrigen T57
und B57 wurde auf die Bedürfnisse der Verkehrsbetriebe
eingegangen. So gab es Wagen mit automatischer ESW-Kupplung,
Albertkupplung oder Trompetenkupplung mit separaten E-Kupplungen an der
Stirnwand, mit elektrischer und mit Zugleine bedienter Schaffnerglocke
und verschiedene Ausführungen der Stromabnehmer.
Während der Bauzeit gab es einige Änderungen des T57. Ab Baujahr
1959 fielen die Zierleisten neben den Zielfilmkästen weg. Teilweise
bereits ab 1958, ab Mitte 1959 aber generell, waren die Holzteile nicht mehr
mahagonifarbig, sondern hell gebeizt. Ebenfalls ab Mitte 1959 wurde das Dach,
analog zu den T59E/B59E, als vollständiges Blechdach gebaut. Die hölzernen
Fensterrahmen innen wichen solchen aus Metall. Spätestens 1959 wurden
Rück-/Bremslichter mit 80 mm Durchmesser anstelle der Leuchten mit 60
mm Durchmesser eingebaut. Ab Ende 1960 waren keine Ausstellfenster, sondern
drei Klappfenster wie bei den T59E/B59E für die DDR eingebaut. Damit
waren alle Details der Einrichter und Zweirichter identisch.
1961 endete offiziell der Bau der T57 und B57 und damit der Bau von Zweirichtern.
1963 entstand noch ein Nachzügler für Gotha, wohl aufgrund der
Beziehungen zwischen Werk und örtlichem Betrieb. Als einziger T57 hatte
dieser Wagen ab Werk die großen Klappfenster des T2-61 ff. und längliche
Rückleuchten.
In der Literatur wird teilweise, aber nicht durchgängig, die Bezeichnung
T59 für späte T57 verwendet, ohne eine genaue Abgrenzung zum T57
zu ziehen. Häufig werden die Berliner Wagen 3901 - 3910 als erste T59
eingeordnet. Möglicherweise liegt hier eine Verwechslung mit der Berliner
Bezeichnung TF59 vor. Zeichnungen des Waggonbau Gotha, die die Bezeichnung
T59 ohne "E" zeigen, sind dem Autor bislang nicht bekannt. Ob es den T59
also wirklich gab, ist unsicher.
Von den Serienvarianten des T57 (und T59E) entstanden für
die DDR 195 Triebwagen und 230 Beiwagen, davon 43 Trieb- und 62 Beiwagen
in Einrichtungsversion.
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