Letzte Änderung dieser Seite: 25.12.2007:
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"Restaurierung 10" eingefügt.
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www. Gothawagen .de - Restaurierung
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Das offizielle
Pressefoto: Dessau 35 und 126 wenige Tage nach der Ankunft im
Straßenbahn-Museum in Sehnde-Wehmingen Foto vom März 1993.
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Der Dessauer Triebwagen
35, ex Dresden 213 107-8 ex 1577 ist im Hannoverschen
Straßenbahn-Museum in Sehnde-Wehmingen erhalten geblieben.
Zusammen mit dem Triebwagen kam der Dessauer
Einrichtungs-Beiwagen 126 ex Dresden 264 009-7 ex 1423 in das Museum.
Der Beiwagen gibt am 12. November 2007 zurück nach Dresden. Im
Tausch ist Anfang 2009 der Dresdner Zweirichtungs-Beiwagen 263 011-1 ex
1401 nach
Wehmingen gekommen.
Beide
Wagen stellen mittlerweile etwas besonderes dar. Der Triebwagen ist der
älteste erhaltene T57 der Serien-Ausführung (Fabriknummer
1957-008), der Beiwagen ist der einzige erhaltene B59E.
Auf
den folgenden Seiten erfährt man etwas über den Einsatz , die Erhaltung
und die begonnene Restaurierung
der beiden Wagen.
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Dresden 213
107-8 mit zwei Beiwagen auf dem Neustädter Markt, 1982. Der Zug
läuft auf der Linie 4 Pillnitz - Radebeul-West. Der Triebwagen hat
seine seitlichen Liniennummern schon verloren und neue Fenster
erhalten, besitzt aber
noch die alten Rückleuchten.
Foto: Martin Pfeil.
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Dessau 35 wurde am 27.
September 1957 an den VEB Verkehrsbetriebe Dresden geliefert. Die Fabriknummer lautet
1957-008, die erste Wagennummer 1577''. Die Inbetriebnahme erfolgte im
November 1957.
Die Wagennummer 1577 war vorher schon einmal vergeben worden.
Der erste Triebwagen 1577 war ein fünffenstriger Triebwagen
der Type A5 der Dresdner Straßenbahn-Gesellschaft für die
Linie 11 nach Bühlau ("Bühlauer Bergbahn"). 1899 entstand
jener Wagen bei Liebscher in Dresden mit elektrischer Ausrüstung
der UEG. Bei Übernahme durch die Städtische Straßenbahn
zu Dresden erhielt der Wagen die Nummer 1077, ab 1918 dann die 1577.
Diese erste 1577 wurde am 1.10.1949 zum Gerätewagen 3161II. Ab
24.2.1953 wurde er wieder als Personenwagen geführt, jetzt aber
als 1587 in 2. Besetzung. Ab 20.5.1957 hieß er 987II, am 1.6.1964
erfolgte die Zerlegung.
Der
Beiwagen folgte 1960. Die Fabriknummer lautet 1960-445, die erste
Wagennummer 1423.
Über
die Einsatzgeschichte in Dresden, z.B. Stationierung auf
Betriebshöfen oder Linienzuordnung ist wenig bekannt. Ein Foto vom
7. Mai 1968 in dem Buch "Gute alte Tram - Tramnostalgie DDR" von Frits
van der Gragt (Schweers + Wall, Aachen, 2002) zeigt den Wagen noch
weitgehend im Auslieferungszustand auf der Linie 8 Leutewitz -
Hellerau. Anhand weiterer Fotos läßt sich erschließen,
daß der Wagen lange Zeit im Betriebshof Mickten beheimatet war.
Nach Fotos zu urteilen war seine Stammlinie die Linie 4: Pillnitz (seit
1.6.1985 Johannstadt) - Radebeul/West (- Weinböhla).
Im Laufe der Zeit wurden einige kleine Veränderungen vorgenommen.
Bis 1976 hatte der Wagen seine seitlichen Liniennummernkästen und
die Zierleisten verloren. 1977 präsentiert er sich ohne
Schutzleiste am Fahrgestell, aber mit separaten Blink- und
Schlußleuchten an den Stirnseiten. Bis 1982 hat der Wagen neue
Seitenfenster mit größeren klappbaren Oberteilen vom T2-61,
B2-61 oder B2-62 erhalten, möglicherweise von einem verschrotteten
Wagen. Auch hat der Wagen die weißen Positionslampen an den
Stirnseiten.
1983
oder 1984 wurde die Schürze hellgrau statt olivgrün
lackiert.
Zwischen 1984 und 1987 hat 213 107-8 die Dreikammer-Rundleuchten mit
Rück-, Brems- und Blinkleuchte anstelle der separaten Leuchten
erhalten und die Blech-Rammbohlen verloren. Nach der Umstellung der
Linie 4 auf ausschließlichen Betrieb mit Tatrawagen war 213 107-8
offensichtlich überflüssig. Einsätze auf der letzten mit
Gothawagen betriebenen Linie 1: Cossebaude - Postplatz sind nicht
belegt. Im April 1989 stand er in Mickten abgestellt. Zwischen dem 7
und 17. Juli 1989, also noch vor dem Ende
der Gothawagen in Dresden, kam der Wagen nach Dessau.
Über den Beiwagen 126 ist weniger bekannt. 1971 erhielt er die
EDV-Nummer 264 009-7. Nachdem 1986 die Linie 4 als vorletzte Linie
Tatrawagen erhielt, waren die Einrichtungsbeiwagen überzählig
und 264 009-7 kam mit Schwesterwagen 264 008 nach Dessau.
Der Beiwagen 263 011-1 ist der zweitälteste erhaltene Beiwagen der
Serien-Ausführung B57. Nur der Dresdner Beiwagen 251 601, ex 263
009 ex 1399 ist wenige Tage älter.
263 011-1 wurde als Beiwagen 1401 geliefert, Fabriknummer 1957-012.
Nach Fotos zu urteilen war auch er ein Micktener Wagen. Ein Foto,
daß mich Sicherheit 213 107-8 und 263 011-1 zusammen zeigt
muß aber noch gefunden werden.
Die Umbauten waren ähnlich dem Triebwagen. Auch der Beiwagen hat
neue Seitenfenster, in diesem Fall von einem B59E. Nach dem Einsatzende
der Gothawagen in Dresden wurde er als einer von zwei Museumswagen
bestimmt. Nach Ablauf der Untersuchungsfristen wurde er im Jahr 2005
abgestellt.
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Dessau 35 mit einem Reko-
und einem Gotha-Beiwagen in der Schleife Hauptbahnhof, 1989.
Foto: Martin Pfeil.
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In Dessau erhielt Tw
213 107-8 die Nummer 35 in 4. Besetzung. Der Beiwagen wurde zur 126 in
2. Besetzung.
Die ersten Träger dieser Nummern waren 1941 im Rahmen des
Reichsleistungsgesetzes aus Den Haag in Holland
nach Dessau gekommene Wagen. 1905 bis 1907 wurden diese dreifenstrigen
Wagen von Werkspoor gebaut , wobei die zehn
Beiwagen in Dessau aus Triebwagen umgebaut wurden. 1947 wurden die
Wagen in 23II und 112II umgezeichnet, der Triebwagen 1955 zum Beiwagen
123II umgebaut. 1965 ging 123II, 1966
112II den Weg allen alten Eisens. Der zweite Tw 35 war ein Lowa ET50,
der von 1951 bis 1972 im Einsatz war und nominell als 35III, einem
Rekowagen
TZ70 von 1972 seine Wiederauferstehung feierte. Dieser Wagen ging 1989
nach Strausberg, wo er 1990 als Wagen 08 ohne Einsatz zerlegt wurde.
35 und 126 kamen zunächst in der klassischen Dessauer Lackierung
beige mit einem grünen Streifen und sehr hellem grauen Dach zum
Einsatz. Unter dem mittleren Fenster war das Stadtwappen mit dem
Schriftzug "Verkehrsbetriebe Dessau" angebracht. Der Triebwagen erhielt
als Liniennummer eine digitale Anzeige auf kleinen länglichen
Glühlampen, die über einen Schalter auf "1" oder "2" gestellt
werden konnten. Erst 1991 bekam diese auch der Beiwagen, zusammen mit
einem beleuchteten Warnschild "Achtung Straßenbahn hält".
Nach der politischen Wende in der DDR und der Vereinigung der beiden
deutschen Staaten wurde erstmalig kommerzielle Werbung an den Dessauer
Straßenbahnwagen angebracht. Tw 35 warb für "Pelz Jovy", Bw
126 für "Gilde Pilsener". Um für ein freundlicheres Bild zu
sorgen, lackierte die Dessauer Straßenbahn ab etwa 1991 ihre
Wagen zitronengelb (RAL 1021). Die Werbung wurde dabei
nicht erneuert, es wurde um die Werbung herumlackiert, so daß
unter den Klebefolien der alte Lack erhalten blieb. Irgendwann
muß Tw 35 an der Stirnseite A einen Unfall gehabt haben, infolge
dessen das Stirnblech ausgetauscht wurde. Wie alle Dessauer Zweiachser
erhielten die Wagen innen und außen Türdrücker zur
Öffnung der Türen mit entsprechender Änderung der
Verkabelung.
Ab August 1992 wurden die Gleisanlagen in Dessau umfassend saniert. Der
Straßenbahnbetrieb war bis auf einen Pendelwagen Betriebshof -
Dessau Süd eingestellt. Hier waren als einzige Zweirichter die
Wagen 35 und 43 im Einsatz. Als am
19.12.1992 der komplette Betrieb wieder aufgenommen wurde, waren
die Wagen aus DDR-Produktion nicht mehr im Einsatz. Gebrauchte
achtachsige
DÜWAG-Gelenkwagen aus Duisburg hatten ihren Platz eingenommen. So
war Tw 35 möglicherweise der letzte Zweiachser im Linienverkehr in
Dessau.
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