Eine entscheidende
Frage ist, in welchen Zustand der Wagen letztendlich restauiert wird.
Da der Wagen, wie so
viele andere museal erhaltene Fahrzeuge auch, verschiedene
Zustände
durchlaufen hat, soll hier einmal das Dilemma bei
Fahrzeugrestaurierungen
am Beispiel von Dessau 35 gezeigt werden. Nicht immer ist eine
zeitliche
Abgrenzung genau möglich, so daß die Abgaben cirka-Angaben
bleiben müssen.
Es gab folgende äußerliche Zustände:
1. Ablieferungszustand als Wagen 1577 mit
Alu-Zierleisten, auch neben den Zielschildkästen,
Ausstellfenstern, zusätzlichem kastanienbraunen Zierstreifen an
der Schürze und seitlichen Nummernanzeigen neben den Türen.
Technisch war er für Schaffnerbetrieb ausgerüstet mit der
Möglichkeit, die Türen durch den Fahrer zu öffnen.
2. Zustand ab 1971: Vermutlich noch im
Ablieferungszustand, aber mit Computernummer 213 107-8.
3. Zustand nach dem 1. Umbau, ca. 1977 - 1982: Mit
großen Klappfenstern, ohne Alu-Zierleisten und Nummernanzeigen
neben den Türen. Nur noch ein Zierstreifen unter den Fenstern.
Schürze in resedagrün, mit Blech-Rammbohle.
4. Zustand ca. 1983 - 1984: wie zuvor, mit
hellgrauer Schürze
5. Letzter Zustand in Dresden, ca. 1985 - 1989: Ohne
Blech-Rammbohle, mit Dreikammer-Leuchten für Rückleuchten,
Bremsleuchten und Blinker.
6. Erster Zustand in Dessau: In beige ohne Werbung,
mit Wappen und Schriftzug auf der Seite, schon mit digitaler
Nummernanzeige.
7. Zweiter Zustand in Dessau: In beige mit Werbung.
8. Letzter Zustand in Dessau: In gelb mit Werbung,
Türöffnern und neuem Fahrerpult.
Die Restaurierung in einen bestimmten Zustand ist mehr oder weniger
aufwändig. Generell wird in Museumskreisen die Wiederherstellung
des Ursprungszustandes angestrebt. Alternativ kann man den typischsten
Zustand als Zustand nach der Restaurierung wiedergeben, z.B., wenn ein
Umbau zur besonderen Bedeutung eines Fahrzeuges führte.
Die Herstellung des Ursprungszustandes oder des
Zustands 2 erfordert unter anderem neue Fenster und die Anfertigung
der Alu-Zierleisten, ist also am Aufwändigsten.
Der Zustand mit der Dessauer Werbung läßt sich ebenso
schwierig darstellen, da die Werbung als Folie aufgeklebt ist, die die
Entfernung zur Aufarbeitung der Verblechung nicht überstanden hat.
Ungeachtet dessen ist gerade der Endzustand historisch sehr
interessant, da hier dargestellt werden kann, wie sich mit wenig
Aufwand ein ostdeutscher Straßenbahnbetrieb versuchte, sich an
die geänderten Rahmenbedingungen ab 1990 anzupassen.
Rein aus praktischen Überlegungen böte sich eine
Restaurierung an in einen fiktiven Zustand als Dessauer Wagen in gelb
mit Wappen und Schriftzug oder als Dresdner Wagen in den Zustand ab
1985. Hierbei sind keine Änderungen am Fahrzeug erforderlich, bis
auf die leicht geänderte Anordnung der Positionsleuchten am
A-Ende. Da die digitale Bildbearbeitung einige Möglichkeiten
bietet, sind diese zwei Varianten hier einmal dargestellt.
Aus den aufgezeigten Varianten wurde schließlich die Version 4:
Letzter Zustand in Dresden ausgewählt. Nach der Restaurierung wird
sich der Wagen wieder als Dresdner Wagen 213 107-8 präsentieren.
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