Dessau erhielt 1959
erstmalig Gothawagen in Form von zwei Drei-Wagen-Zügen T57/B57.
1960 kam ein weiterer Triebwagen hinzu. Zwischen 1964 und 1967
erhöhte sich durch die Beschaffung neuer T2-62 und B2-62 der
Bestand
auf insgesamt 11 Triebwagen und 18 Beiwagen. Charakteristisch für
Dessau
war die Nummerierung: Triebwagen wurden durchgehend ab Nummer 21
bezeichnet,
Beiwagen ab 101. Die jeweils höchsten vergebenen Nummern waren 44
bzw.
136. Durch Ausmusterung freiwerdende Nummern wurden neu vergeben, wobei
für einen gewissen Zusammenhang innerhalb der Serien auch
Umnummerierungen
vorgenommen wurden. Gotha-Triebwagen 21 war als Extrembeispiel schon
der
siebente Träger dieser Wagennummer.
Bis 1978 blieb der Bestand an Gothawagen unverändert. Zusammen mit
einen Trieb- und drei Beiwagen der Bauart LOWA und drei Reko-Triebwagen
bildeten sie den gesamten Fahrzeugbestand des seit 1974 aus nur noch
einer Linie
bestehenden Betriebs.
1978 kam es zu einem Ringtausch mit Magdeburg und Woltersdorf: Aus
Magdeburg kamen zwei T2-62, also Einrichter, nach Woltersdorf gingen
zwei T57, also dort benötigte Zweirichter. Zusätzlich bekam
Dessau vier Beiwagen, um künftig elf Gotha Drei-Wagen-Züge
einsetzen zu können.
Mit dem Bau der Neubaustrecke zur Kreuzbergstraße in Dessau-Ost
stieg der Bedarf an Fahrzeugen an. Durch Übernahme von gebrauchten
Triebwagen aus Dresden, Halle und Schwerin und Beiwagen aus Leipzig,
Potsdam und Schwerin in den Jahren 1986 bis 1989 stieg der Bestand an
Gothawagen auf 20 Triebwagen
und 33 Beiwagen an. Unter den gebraucht beschafften Wagen waren alle
Typen
zu finden, so B59E, B2-61 und der einzige normalspurige Tatra T2D. Der
1989
als letzter Gothawagen beschaffte Triebwagen 35IV ex Dresden war der
älteste
Gothawagen in Dessau und erstmalig seit 1960 wieder ein
Gotha-Zweirichtungs-Triebwagen.
Schon ab 1990 sank die Anzahl eingesetzter Wagen durch Ausmusterung
zunächst der ältesten Wagen. Hiervon nicht betroffen waren
die zwei Zweirichtungs-Triebwagen, die für Pendelverkehre
vorgehalten wurden.
Im Sommer 1991 und Sommer 1992 kam es jeweils zu längeren
Betriebsunterbrechungen und Ersatzverkehr mit Omnibussen durch
Gleisbauarbeiten. Im Sommer 1992
wurde mit den beiden Zweirichtern noch ein Pendelverkehr auf dem
Südast
der Linie 1 vom Betriebshof zur Tempelhofer Straße
durchgeführt.
Nach dem Ende der Bauarbeiten am 19.12.1992 kehrten die Wagen aus
DDR-Produktion nicht mehr in den Einsatz zurück. Gebrauchte
Gelenkwagen aus Duisburg hatten ihren Platz eingenommen. Die Gothawagen
wurden ausgegleist auf dem Betriebshof abgestellt und verschrottet.
Sechs Wagen überlebten: Ein ex-Magdeburger Zug ging durch
Privatinitiative zurück nach Magdeburg und ist jetzt
offizieller Museumszug. Ein Zug mit einem ex-Schweriner Beiwagen
gelangte
an eine Privatperson in Bayern und ein ex-Dresdner Zug kam nach
Sehnde-Wehmingen
in das Hannoversche Straßenbahn-Museum, darunter Tw 35IV, der
älteste
noch existierende Serien-T57.
Der Zug aus Tw 21 und Bw 109 blieb zunächst als Museumszug
erhalten, wurde aber im Juni 2008 doch verschrottet.
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