Die Geschichte der
Gothawagen in Schwerin ist insofern bemerkenswert, als sie genau die
Entwicklung des Straßenbahnnetzes wiederspiegelt.
Das Schweriner Straßenbahnnetz war traditionell recht
überschaubar. Nach dem 2. Weltkrieg bestand es aus der Hauptlinie
3, später 1: Sachsenberg (später Klement-Gottwald-Werk, heute
Kliniken) - Zippendorf und der
kurzen Linie 2: Werderstraße - Friedhof.
1959 kamen die ersten Gothawagen nach Schwerin, der Tw 20 und der Bw 65
der Typen T57 bzw. B57. 1960 und 1961 folgten jeweils zwei Züge
aus T59
und B59. Zusammen mit einigen LOWA-Wagen und teilweise
wiederaufgebauten Vorkriegswagen bildeten sie den gesamten, nicht
besonders großen,
Wagenbestand.
Für zwei große Neubaugebiete wurde die Straßenbahn als
Anbindung im öffentlichen Nahverkehr gewählt. Das bedeutete
eine starke Vergrößerung von Streckennetz und Wagenpark.
Zuerst entstand die Siedlung Lankow im Nordwesten. 1966 bis 1969 wurden
im Vorgriff auf die Eröffnung der Strecke dorthin elf
Drei-Wagen-Züge aus T2-62 und B2-62 beschafft. Da die Strecke aber
erst am 4. Oktober 1969 in Betrieb ging, waren sieben Züge von
1967 bis 1969 nach Magdeburg
verliehen, wo sie unter ihren Schweriner Nummern im Einsatz waren.
Ab 1974 entstand in mehreren Abschnitten die Erschließung des
Neubaugebietes Großer Dreesch im Südosten und der
Industriegebiete in Wüstmark und Neu-Pampow im Südwesten. Die
Straßenbahnstrecken hierher
tragen Stadtbahncharakter mit weitgehend kreuzungsfreiem Ausbau und
Auslegung
für 2,50 m breite Tatra-Großraumwagen T3D und B3D, die ab
1973
eintrafen.
Ab 1976 sank die Anzahl der Gothawagen in Schwerin schon wieder. Drei
T59 und vier B59 wurden an die Woltersdorfer Straßenbahn
abgegeben, der eine T57 wurde Arbeitswagen, ein T59 wurde verschrottet.
Der eine B57 war schon 1972 aus dem Bestand ausgeschieden. Damit waren
an Gothawagen nur
noch T2-62 und B2-62 im Einsatz.
Einsatzgebiet war spätestens ab 1984 nur noch die Linie 1:
Klement-Gottwald-Werk - Großer Dreesch 1. Auf den Strecken nach
Neu-Pampow und der Verlängerung nach Großer Dreesch 3 (heute
Hegelstraße) waren die Bahnsteige nur für die 2,50 m breiten
Tatra-Wagen ausgelegt. Ab September 1987
begannen die T3D, die Gothawagen auch von der Linie 1 zu
verdrängen.
Der letzte Einsatztag war der 31. August 1988. Die verbliebenen
Gothawagen
wurden nach Rostock und Dessau abgegeben oder verschrottet.
Fünfzehn Jahre später, 2003, kamen erneut Gothawagen nach
Schwerin. Um einen musealen Gothawagen im Bestand zu haben, beschaffte
man zwei Arbeitswagen T57 als Einrichter aus Leipzig, die beide
ursprünglich in Berlin eingesetzt waren. Ein Wagen wurde als Tw
21IV provisorisch hergerichtet, der andere
sollte nach der Restaurierung als Zweirichter zum endgültigen
Museumswagen
21V werden, wurde aber im Juli 2008 zerlegt, wobei Teile wie das
Fahrgestell zu Ausstellungszwecken erhalten blieben.
Einen original Schweriner Wagen konnte man nicht bekommen, da
die drei in Woltersdorf noch eingesetzten Wagen dort noch lange Zeit
gebraucht werden.
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