Jena ist der Straßenbahnbetrieb mit der bislang längsten
Einsatzzeit der Gothawagen. 1959 kamen die ersten zwei Triebwagen und
sieben Beiwagen in die Saalestadt, am 12.7.2003 erfolgte die offizielle
Verabschiedung.
Zwischen 1959 und 1961 wurden insgesamt vier Triebwagen T57, zwei
Triebwagen T59, acht Beiwagen B57 und ein Beiwagen B59 angeliefert. Dies
waren die ersten Straßenbahnwagen in Jena, die neu mit Scherenstromabnehemr
geliefert wurden und die ersten Wagen mit der ESW-Kupplung.
Als 1962 die Neulieferung von zwei weiteren Triebwagen und vier
Beiwagen anstand, waren nur noch Einrichter ab Werk zu erhalten. Da diese
in Jena mangels Wendeschleifen nicht einzusetzen waren, gingen die Wagen
nach Gera und Jena erhielt von dort zwei T57 und vier B57. Da diese die
ESW-Kupplung ohne Elektro-Aufsatz hatten, konnten sie zunächst nur
untereinander gekuppelt werden.
Ab 1964 waren die Voraussetzungen für den Einsatz von Einrichtern
gegeben und weitere Neubauwagen konnten beschafft werden. Fünf T2-62,
zwei T2D und sieben B2-62 kamen zwischen 1964 und 1967 nach Jena, dazu
1969 noch einmal sieben B2-62 der Nachbauserie. Ergänzt wurde der
Bestand an Einrichtern durch einen T2-61 aus Halle.
Wie bei so vielen anderen Betrieben auch flossen gebrauchte T2D
und B2D aus Halle nach Jena. 1972 und 1973 wurden zwei Triebwagen und
sechs Beiwagen übernommen, so daß zehn Drei-Wagen-Züge
aus Einrichtern zur Verfügung standen.
1978 kam ein T2-61 aus Dresden, dessen Wagenkasten als Ersatz für
den ausgebrannten ex Hallenser T2-61 diente. Je ein T2D und B2D aus
Halle, die 1984 übernommen wurden, gingen nie in Betrieb.
1987 erhielt man einen T2D und zwei B2-62 aus Gera, 1988 einen
T57 aus Plauen, der sogleich zum Arbeitswagen umgebaut wurde, und einen
B57E aus Zwickau, als Ersatz für einen ausgebrannten Wagen.
1990 fasste man den Beschluß, die großen Neubaugebiete
in Lobeda endlich mit der Straßenbahn zu erschließen. Da
hier keine Wendeschleifen mehr vorgesehen waren, stand die Beschaffung
weiterer Zweirichtungswagen auf dem Plan. Ungewöhnlicherweise waren
dies keine gebrauchten Wagen aus den westlichen Bundesländern, sondern
wiederum Gothawagen! Neun T57 aus Görlitz, ein T57 aus Cottbus, fünf
B57 aus Görlitz und zwei B57 aus Brandenburg ergänzten den Jenaer
Fahrzeugpark. Parallel dazu begann die Ausmusterung der Einrichter. Ein
Triebwagen ging nach Brandenburg, einige Wagen an private Interessenten,
der Rest wurde verschrottet. Nur der Zug Tw 145 - Bw 197 - Bw 199 bleibt
als Fahrschulzug und Museumszug erhalten.
Auch mit der Ablieferung der neuen Niederflurwagen ab 1995 blieben
die Gothawagen unentbehrlich. Auf dem Teilstück bis Lobeda-West
kamen sie sogar planmäßig auf die Neubaustrecken der 1990er
Jahre.
Der Abschied von den Gothawagen kam auf Raten. Zunächst wurde
2002 die Pendellinie 2 nach Jena-Ost in die Linie 4 integriert, womit
nur noch Niederflurwagen nach Jena-Ost kamen. Ab 13. März 2003 fuhr
die Linie 1 nur planmäßig noch mit Niederflurwagen, damit endete
der Einsatz von Gotha-Beiwagen. Was zunächst blieb, war der Einsatz
auf der Linie 3 (West) zwischen Winzerla und Lobeda-West. Mit Beginn
der Sommerferien in Thüringen am 9. Juli 2003 war der planmäßige
Einsatz von Gothawagen in Jena zunächst vorbei. Mit einer großen
Veranstaltung mit vielen Sonderfahrten wurden die Zweiachser in Jena am
12. Juli 2003 verabschiedet.
Eine Reihe von Wagen wurde verkauft: Drei Triebwagen und ein Beiwagen
nach Naumburg, ein Triebwagen und ein Beiwagen nach Gera, je ein Triebwagen
nach Istanbul (Türkei), Klagenfurt (Österreich) und Hamburg.
Zwei Triebwagen und zwei Beiwagen bleiben in Jena als Museumswagen erhalten,
ein dritter Triebwagen wird als Schleifwagen den vorhandenen ehemaligen
Plauener Wagen ersetzen.
Nahezu alle weiteren Wagen blieben in weiser Voraussicht zunächst
erhalten. Schon bei der Abstellung der Gothawagen in Jena war abzusehen,
daß die Camsdorfer Brücke im Zuge der Strecke nach Jena-Ost bald
ersetzt werden musste. Da sich ein adäquater Schienenersatzverkehr auf
der Strecke schwierig gestaltete, wurden am 14. April 2004 die vier Gotha-Triebwagen
103, 110, 115 und 118 nach Jena-Ost überführt. Ab dem 20. April
2004 waren täglich zwei Wagen im Pendelverkehr zwischen Jena-Ost und
einer provisorischen Endstelle nahe dem östlichen Brückenkopf
der Camsdorfer Brücke bzw. an der Geschwister-Scholl-Schule im Einsatz.
Die Wartung erfolgte an der Endstelle Jena-Ost. Da die Wartung der Wagen
im Freien aufgrund der Temperaturen nicht mehr möglich war, endete der
Pendelverkehr und damit der letzte Einsatz von Zweiachsern im Linienverkehr
in Jena am 31. Oktober 2004.
Ab 2005 wurde die Anzahl der noch vorhandene Gothawagen reduziert. In der
Woche von 11. bis 15. April wurden zehn überzählige Beiwagen verschrottet.
Im Herbst 2005 wurden die Tw 103 und 118 an privat verkauft, ebenso der Bw
167. Bw 166 gibt nach Österreich an die "Nostalgiebahnen in Kärnten".
Die vier Triebwagen 104, 110, 112 und 115 folgten im Februar 2006 dem Wagen
102 nach Istanbul.
Heute sind in jena noch der ZR-Zug aus 101 - 155 und 156 und der ER-Fahrschulzug
145 - 197 - 199 sowie der Arbeitswagen 105 vorhanden.
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