Zwickau nahm seinen ersten Gothawagen im Jahr 1958 in Betrieb. Ab dem
6. Juni 1958 war der Beiwagen 127 im Einsatz. Als Triebwagen dienten vorhandene
Fahrzeuge älterer Typen. Um mit den älteren Wagen kuppelbar zu
sein, hatten dieser und auch die nachfolgenden vier Beiwagen und zwei Triebwagen
des Baujahres 1959 keinen E-Aufsatz auf der ESW-Kupplung, sondern eine separate
Kabelkupplung unterhalb des Stirnfensters. Der letzte 1959 gelieferte Triebwagen
hatte schon die Standardversion der Kupplung mit elektrischen Kontakten für
die Kleinspannung. Alle acht Wagen wurden in der klassischen rot-weißen
Farbgebung ausgeliefert.
1960 und 1961 folgten insgesamt neun Triebwagen und vier Beiwagen. Diese
Fahrzeuge erhielten eine Lackierung in beige mit rotem Zierstreifen. Die
anderen Wagen wurden bald angepasst. Dies waren die letzten Triebwagen aus
Gothaer Produktion, die fabrikneu nach Zwickau geliefert wurden.
Zwischen 1966 und 1969 kamen weitere Gothawagen nach Zwickau. 1966 zwei
und 1967 drei Beiwagen B2-62, außerdem 1967 fünf passende Triebwagen
T2D der Tatra-Werke. 1968 folgte ein weiterer Tatra-Zug, damit der einzige
neue B2D in Zwickau, und 1969 schließlich drei Beiwagen aus der Nachlieferung
B2-62.
Die Gothawagen verkehrten in unterschiedlichsten Zusammensetzungen. Auf
der Linie 3 Hauptbahnhof - Wilkau-Haßlau waren Gothawagen solo und
als Zwei-Wagen-Zug im Einsatz, auf der Linie 4 Pölbitz - Krankenhaus
liefen Drei-Wagen-Züge, in allen Fällen auch mit entsprechend angepassten
LOWA-Beiwagen und später Einrichter und Zweirichter gemischt.
Zwischen 1971 und 1979 kamen wie bei so vielen Betrieben gebrauchte Gothawagen
aus Halle nach Zwickau. Bis 1975 wurden sieben T2D und acht B2D übernommen,
1979 noch einmal fünf Beiwagen verschiedenster Typen. Im Gegenzug gab
man 1976 zwei original Zwickauer T2D und einen T59 nach Plauen ab und einen
ex Hallenser T2D 1975 nach Gera.
Mittlerweile hatte ab 1972 die alte rot-weiße Farbgebung wieder
Einzug gehalten. 1974 wurden alle Zweirichter, aber angeblich auch ein T2D,
zur Grundinstandsetzung ins RAW (Berlin-)Schöneweide geschickt.
1976 und 1978 bekamen die beiden zuerst gelieferten Gothawagen neue Aufgaben
als Arbeitswagen. Tw 87 wurde zum Hilfsgerätewagen 1, Tw 88 zum Fahrschulwagen
3.
1979 kam es zur ersten Ausmusterung eines Gothawagens: Tw 123 ex 90II
mußte den Dienst quittieren, vermutlich aufgrund eines Unfalls.
Ein weiterer Gothawagen kam 1981 aus Erfurt. Dieser Wagen erfuhr sofort
einen Umbau zum Schienenschleifwagen 11, ohne jemals in Zwickau im Personenverkehr
eingesetzt gewesen zu sein.
Ab 1. Januar 1982 war der VEB Städtischer Nahverkehr Zwickau im Verkehrskombinat
Karl-Marx-Stadt integriert. Umsetzungen von Fahrzeugen erfolgten jetzt bevorzugt
innerhalb des Kombinats. So erreichten vier Gotha-Züge 1983 Zwickau,
die vorher in Plauen eingesetzt waren. Zwei T2D davon waren ehemalige Zwickauer
Fahrzeuge, die jetzt unter neuen Nummern wieder in ihre alte Heimatstadt
zurückkehrten.
1985 beschaffte man einen B2-62, womit der Bestand an betriebsfähigen
Gothawagen mit 25 Triebwagen, davon drei Arbeitswagen, und 36 Beiwagen den
Höchststand erreicht hatte.
Ab 1987 kam es zur vereinzelten Ausmusterung von Gothawagen. 1989 kam
es, wiederum unter Kombinatsregie, zu einem Fahrzeugtausch zwischen Zwickau
und Plauen. Zwickau gab zehn Tatra KT4D nach Plauen ab und erhielt im Gegenzug
fünf Gotha-Triebwagen und sechs Beiwagen. Von den Triebwagen ging aber
nur einer in Zwickau in Betrieb, von den Beiwagen nur fünf.
Die politische Wende brachte den Gothawagen in Zwickau eine kleine Galgenfrist.
Die Ablösung erfolgte jetzt nicht mehr durch Tatra KT4D, sondern durch
zwölf dreiteilige Niederflurwagen von MAN, die 1993 in Zwickau eintrafen.
Da sich diese Fahrzeuge in der Anfangszeit als sehr entgleisungsfreundlich
herausstellten, blieben die Gothawagen im Einsatz, zugegeben in sinkender
Zahl, bis sie am 28. Oktober 1995 offiziell verabschiedet wurden.
Der Zug aus Tw 92 und Bw 133 bleibt als historischer Zug in Zwickau. Bad
Schandau übernahm einen Triebwagen und zwei Beiwagen, Jewpatoria in
der Ukraine zwei Triebwagen und Arad in Rumänien zehn Zwei-Wagen-Züge.
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